Nachhilfe für Schüler

1. Nachhilfe für Schüler boomt – warum?

Nicht immer sind nur schlechte Zensuren der Grund für Zusatzunterricht. Es gehen verstärkt immer mehr durchschnittliche und sogar gute Schüler zum Nachhilfeunterricht. Ein Grund hierfür ist das größer gewordene Anspruchsdenken. Oft sind Schüler und erfolgsgierige Eltern mit einer „3“ im Hauptfach nicht mehr zufrieden. Auch in Grundschulklassen wird verstärkt Nachhilfe genommen, um den Sprung auf das Gymnasium doch noch zu schaffen, obwohl ein anderer Schultyp geeigneter wäre. Zudem verstärken Bundesländer, in denen Bestnoten Voraussetzung für den Wechsel aufs Gymnasium sind, diesen Trend.

Aber auch die Unzufriedenheit der Eltern über das mangelhafte staatliche Schulsystem beschert der „Nachhilfe-Industrie“ Umsatzrekorde. Manche Schulen zeichnen sich durch chaotische Zustände aus und viele Lehrer sind hoffnungslos überfordert.

Eltern sollen all das ausgleichen, was in der Schule an individueller Förderung fehlt. Doch sie haben oft nicht die Zeit, die Geduld oder auch das Wissen, um ihren Kindern entsprechend bei Hausaufgaben oder bei der Vorbereitung auf eine Klassenarbeit zu unterstützen – auch weil die Unternehmen die Anforderungen, die sie an ihre Angestellten stellen, oft erhöhen.

Wo individuelle Förderung, Lerntraining, qualifizierte Betreuung der Hausaufgaben an Schulen fehlen, sollen/müssen kommerzielle Nachhilfe-Anbieter das schulische Defizit zu beseitigen.

bildungsdoc-tipp. für Grundschulkinder. Ist das Grundschulkind fröhlich, entspannt und hat darüber hinaus täglich ausreichend Zeit zum Spielen und Toben, gibt es keine Bedenken gegen eine wöchentliche Nachhilfestunde.

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2. Checkliste: Wann braucht mein Kind Nachhilfe?

  • Die Schulleistungen haben stark nachgelassen (Schul-, Lehrer- oder Klassenwechsel, Mobbing, Ehescheidung).
  • Der aktuelle Unterrichtstoff wird nicht mehr verstanden, da es schon in der Vergangenheit schulische Defizite gab.
  • Hausaufgaben werden nicht mehr vollständig erledigt, weil Konzentrationsstörungen (Überforderung) auftreten.
  • Selbständiges Lernen nicht mehr möglich, weil Lern- und Arbeitstechniken fehlen oder nicht verstanden werden.
  • Versetzung in die nächsthöhere Klassenstufe ist gefährdet. Es bleibt jedoch noch Zeit, um Defizite abzubauen.
  • Ihr Kind möchte von sich aus bessere schulische Leistungen erzielen und bittet selbst um Nachhilfe.

bildungsdoc-tipp. Leidet das Kind unter einer Teilleistungsstörung, z.B. Rechenschwäche oder Lese- und Rechtschreibschwäche, sollten die Eltern vor der Ergreifung von Nachhilfe-Maßnahmen erst mit Lehrer oder einer Bildungsberatungsstelle sprechen. Eine Lerntherapie (Keine Nachhilfe!) kann hier die Lösung darstellen. Die Diagnose sollte von unabhängigen Fachleuten (z.B. Kinder- und Jugendpsychotherapeuten) gestellt werden.

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3. Welche Angebote zum Nachhilfeunterricht gibt es?

Bevor Eltern eine bestimmte Form der Nachhilfe in Betracht ziehen, sollten sie ein Beratungsgespräch mit dem Klassen- bzw. Fachlehrer führen. Er kann beurteilen, ob es sich um eine generelle Überforderung oder vereinzelte Wissenslücken handelt. Gemeinsam kann dann eine passende Nachhilfemaßnahme festgelegt werden. Übrigens sind Eltern die schlechteren Nachhilfelehrer, weil sie zu dicht am Kind sind und nicht die nötige Geduld aufbringen.

  • Viele Schulen organisieren selbst Nachhilfe, die du gegen eine geringe Gebühr in Anspruch nehmen kannst. Den Unterricht geben ältere Schüler in Fächern, in denen sie Spaß haben und demzufolge auch gute Noten. Die jugendlichen „Lehrer“ wissen, was verlangt wird. Sie kennen die Vorlieben und Tricks der Pädagogen.
  • Studenten oder pensionierte Lehrer können dir oft auch einen guten Nachhilfeunterricht geben.
  • Findest du keine derartige Lösung, gibt es einen innovativen und flexiblen Nachhilfe-Markt, der sich überwiegend im Internet etabliert hat. Hier gibt es die unterschiedlichsten Angebote.
  • Du kannst aber auch ein professionelles Nachhilfeinstitut in Anspruch nehmen. Hier werden die Schüler i.d.R. in Gruppen unterrichtet (ca. 3 bis 5 Schüler). Die Zusammenstellung erfolgt nach Alter, Unterrichtsfach und Schulart (Gymnasium oder Real-/Mittelschule). Bei den Kursen gibt es festgelegte Unterrichtseinheiten, 2 Doppelstunden je 90 Minuten/Woche, Kurse dauern i.d.R. 6 Monate.
  • Für Kinder, die sich leicht ablenken lassen, ist Privatunterricht optimal – allerdings auch kostenintensiver.
  • Nicht zu vergessen: PC und Internet bieten einige Möglichkeiten, wie z.B. Lern-Software.
  • Ferienkurse und spezielle Kurse zur gezielten Prüfungsvorbereitung.

bildungsdoc-hinweis. Grundsätzlich gilt: Nachhilfe, wenn irgendwie möglich, nur in geringer Dosierung in Anspruch nehmen. Zu viel Nachhilfe stresst und fördert die Unselbstständigkeit. Kinder gewöhnen sich schnell an die Hilfe und verlassen sich darauf, dass es „ihr“ Nachhilfelehrer schon richten wird. Hat ein Kind in nahezu allen Kernfächern Probleme und braucht überall Nachhilfe, ist ein Schulwechsel die bessere Alternative.

4. Was kann ein guter Nachhilfelehrer leisten?

  • Individuelle Förderung: Stärken und Schwächen des Schülers erkennen, mangelnde Motivation beseitigen
  • Lernstoff ausarbeiten, vertiefen, Lücken schließen
  • Vermittlung von Lerntechniken, Lerntipps
  • Konzentrationsübungen

Ein guter Nachhilfelehrer erkennt, wo die Probleme eines Schülers beginnen. Er gibt Tipps und Hinweise für geeignete Lerntechniken. Schüler trauen sich mehr zu, teilen sich ihre Zeit besser ein und bauen Prüfungsängste ab. Außerdem entspannt sich das Verhältnis zu den Eltern.

bildungsdoc-hinweis. Eine Verbesserung des Schülers kann nicht mühelos erreicht und garantiert werden. I.d.R. benötigt der Schüler mindestens drei Monate, um versäumten Unterrichtsstoff aufzuholen und seine Lerneinstellung zu verbessern (ca. 7 Monate, um sich um eine Note zu verbessern!).

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5. Was darf die Nachhilfe für Schüler kosten?

Auch die Nachhilfe für Schüler bleibt von der ‚Dumping-Preis-Mentalität‘ nicht verschont. Immer mehr Eltern erwarten eine Top-Qualität beim Nachhilfeunterricht für ihren schwächelnden Nachwuchs, sind aber im Gegenzug nicht bereit, eine faire Vergütung für die Nachhilfe Kosten zu bezahlen. Top-Qualität heißt für diese Eltern, top ausgebildete Nachhilfelehrer sollen ihr leistungsschwaches Kind in kürzester Zeit von einer ‚5‘ zu einer guten bis befriedigenden Note torpedieren. Gleichzeitig soll der Top-Lehrer ’nebenbe‘ auch die Lerneinstellung dauerhaft positiv verändern. Das Preis-Dumping in der Schüler-Nachhilfe ist eine fatale Entwicklung, wenn man bedenkt, dass z.B. für iPhone oder kostspielige Elektronik Summen bezahlt werden, die man für Bildung nicht bereit ist, zu investieren.

Fundamentale Nachhilfe, die den Schüler fachlich so absichert, dass er dem Unterrichtsstoff wieder von allein folgen kann, ist arbeits- und zeitintensiv. Es bedarf schon einiger pädagogischer Fähigkeiten, leistungsschwache Schüler dauerhaft positiv so zu motivieren, dass sie wieder aktiv am Unterricht teilnehmen. Eltern sollten sich fragen, ob sie in Zukunft eine ‚Nachhilfe‘ haben wollen – für unter 10 €/Stunde von ‚Aushilfsjobbern‘ durchgeführt.

bildungsdoc-tipp. Der Verein Chancenwerk organisiert sogenannte Bildungsketten bei der Nachhilfe für Schüler. Da hilft der Student z.B. dem Oberstufenschüler im Problemfach Mathematik. Dieser revanchiert sich für die Unterstützung, indem er z.B. einem Realschüler in Englisch weiterhilft.

6. Woran erkennst du guten Nachhilfeunterricht?

Nachhilfe für Schüler darf in Deutschland jeder geben, ohne irgendeine Qualifikation nachweisen zu müssen. Deshalb solltest du die jeweilige Nachhilfeeinrichtung genau prüfen:

  • Kommerzielle Nachhilfe-Institute folgen i.d.R. erprobten Lehrkonzepten, haben professionelle Arbeitsmaterialien
  • Besitzt der Nachhilfeanbieter ein Gütesiegel? Es gibt allerdings keine einheitlichen Standards.
  • Gibt es kurze Vertragslaufzeiten, wie hoch sind die Kosten und wie sind die Kündigungsfristen?
  • Aus welchen Schülern (Schultyp, Klassenstufe, Problemfach) setzt sich die Gruppe zusammen?
  • Welche Methoden, Materialien werden im Unterricht angewendet bzw. verwendet?
  • Ist die Schülergruppe in Alter, Größe und Lerninhalt homogen zusammengestellt?
  • Wo findet der Nachhilfeunterricht statt? Sind die Räume freundlich und hell?
  • Passt mein Kind zum Nachhilfelehrer? Die „Chemie“ sollte stimmen!
  • Hat Nachhilfelehrer pädagogische Kenntnisse?
  • Vermittelt Nachhilfelehrer den Lernstoff gut?
  • Kennt sich der Nachhilfelehrer mit Lernstörungen aus?
  • Genaue Analyse des Lernproblems?
  • Ist ein kostenloser Probeunterricht möglich?

bildungsdoc-fazit. Wie überall gibt es gute und weniger gute Anbieter. Vorteilhaft bei der Nachhilfe für Schüler ist sicher der private Unterricht, da sich hier der Nachhilfelehrer auf nur einen Schüler mit seinen Stärken und Schwächen konzentrieren kann. Schüler, die sich leicht ablenken lassen, sollten diese Unterrichtsform nutzen. Der Unterricht in kleinen Gruppen dagegen bietet andere Vorteile. Schüler müssen nicht alleine lernen und können sich gegenseitig motivieren. Sie haben neue soziale Kontakte. Sie lernen gemeinsam mit Schülern, die auch Schwächen haben. Außerdem lernen sie auch, anderen zu helfen und sich besser miteinander zu vertragen.

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